Mythos "passgenauer Haarersatz" - was bedeutet das eigentlich?

Mythos "passgenauer Haarersatz" - was bedeutet das eigentlich?

Auf den Webseiten von Haarersatz-Spezialisten liest man immer wieder von "passgenauem Haarersatz". Es wird versprochen, dass das Haarteil nach Maß gefertigt wird und als Unikat nur für den Kunden gefertigt wurde. Diese Leistung wird unter anderem dazu genutzt, um eine saftige Service-Gebühr zu rechtfertigen, die das Haarteil um einiges teurer macht, als wenn man es online beziehen würde. Auch ich habe Unsummen für passgenauen Haarersatz in einem Zweithaarstudio bezahlt - um genau zu sein 1.600 Euro für ein Haarteil mit den Maßen 15x15 cm. Dabei handelt es sich um ein kleines Haarteil, das eigentlich für Menschen mit beginnendem Haarausfall geeignet ist - nicht jedoch für jemanden mit meinem Haarstatus.

Passgenauer Haarersatz: Das passiert im Zweithaarstudio

Wenn ihr in ein Studio geht, das sich auf den Verkauf von Zweithaar spezialisiert hat, dann werdet ihr vor Ort zu euren Möglichkeiten beraten. Es wird erfragt bzw. festgestellt, an welcher Art von Haarausfall ihr leidet und dann geprüft, welcher Haarersatz für euch infrage kommt. Leider sind diese Studios nach meiner Erfahrung nicht auf dem neuesten Stand. Es werden Haarteile verkauft, die absolut nicht dem entsprechen, was heutzutage möglich ist. Ich habe anfangs zum Beispiel ein "Netz-Haarteil" getragen. Der Name deutet es schon an - die Haare werden auf ein grobmaschiges Netzt geknüpft. Das soll den Vorteil haben, dass die eigenen Haare durchgezogen werden können. Leider entsteht dadurch kein natürlicher Scheitel und das Ganze ist recht schnell als Haarersatz zu erkennen. Auch die Monofilament-Montur wird in diesen Studios immer noch als natürlichste Lösung verkauft - wie ich hier schon berichtete, ist das Silktop jedoch haushoch überlegen.

Nun aber zurück zum passgenauen Haarersatz und wie dieser im Zweithaarstudio entsteht. Euch wird höchstwahrscheinlich Plastikfolie auf den Kopf gelegt und so verklebt, dass eure Kopfform nachgebildet wird. Dann wird euer Haaransatz und die Fläche, die von Haarausfall betroffen ist, mit einem Marker nachgezeichnet. So entsteht ein "Abdruck", der als Vorlage für das Haarteil genutzt wird. Das ist alles!

Diese Leistung könnt ihr euch ganz einfach sparen, indem ihr euren Kopf selbst ausmesst. Dazu benötigt ihr lediglich ein flexibles Maßband, mit dem ihr die Länge und Breite der Fläche eures Oberkopfes ausmesst, die von einem Haarteil bedenkt werden sollte. Das betriff häufig einen "erweiterten" Scheitel, der sich in Richtung Hinterkopf fortsetzt, aber auch komplett kahle Stellen, die definitiv abgedeckt werden sollten. Bei diffusem Haarausfall reicht häufig schon ein kleineres Haarteil - hier müsst ihr nicht unbedingt ausmessen.

Lohnt sich der Gang zum Zweithaarstudio überhaupt?

Ihr könnt es schon herauslesen - ich habe keine guten Erfahrungen mit Zweithaarstudios gemacht und bin dementsprechend schlecht darauf zu sprechen. Dennoch kann es sich in bestimmten Situationen lohnen, ein solches Studio nach intensiver Recherche aufzusuchen. Gerade wenn der Haarausfall schon weit fortgeschritten ist - zum Beispiel bei Alopecia Areata - sodass ihr eine Perücke benötigt, kann es sinnvoll sein, den Kopf korrekt ausmessen zu lassen. Aber auch in diesem Fall solltet ihr unbedingt selbst recherchieren, wie man gute von schlechten Perücken unterscheidet, damit euch nichts angedreht wird, wovon am Ende nur das Zweithaarstudio profitiert. Einen groben Überblick könnt ihr euch hier verschaffen.